Wenige Lehrkrankenhäuser verweigern den Wettbewerb um ein Faires PJ

Das Praktische Jahr (PJ)

Das Praktische Jahr (PJ) bildet den letzten Abschnitt des Medizinstudiums. In dieser Zeit soll das theoretische Wissen durch eine intensive Ausbildung am Patienten vertieft werden. Das PJ bereitet die Medizinstudierenden außerdem auf den Arbeitsalltag als Arzt oder Ärztin vor.

Die Medizinstudierenden bilden im PJ aber auch eine wichtige Stütze für die medizinische Versorgung. Die PJ-ler und die durch sie geleistete Arbeit sind fest in die Abläufe der Lehrkrankenhäuser eingeplant. Sie nehmen Blut ab, versorgen Wunden, assistieren bei Operationen uvm.

Ohne die Medizinstudierenden im PJ würden die Lehrkrankenhäuser an ihre personellen Grenzen stoßen. Doch trotz des wertvollen Beitrags der Medizinstudierenden für die medizinsche Versorgung sind die Rahmenbedingungen im PJ häufig nicht optimal.

Petition für ein Faires PJ

Die Medizinstudierenden fordern nun endlich eine Verbesserung der Rahmenbedingungen. Sie sind der Meinung, dass sie von einigen Lehrkrankenhäusern lediglich als kostenlose Stationshilfen genutzt werden und die Vorbereitung auf die ärztliche Tätigkeit in den Hintergrund gerät.

Die Petition für ein Faires PJ hat viele Unterstützer gefunden. Mehr als 100.000 Menschen haben sich der Petition angeschlossen. Dadurch unterstützen sie die Forderung nach besseren Rahmenbedingungen im PJ. Dabei geht es den Medizinstudierenden nicht nur um die PJ-Vergütung sondern viel mehr um faire Bedingungen für ein lehrreiches PJ.

Die nächsten Schritte zu einer Verbesserung für die Medizinstudierenden werden nun über ein Faires PJ-Zertifikat sowie ein neues PJ-Ranking gemacht. Ein Faires PJ-Zertifikat kennzeichnet Fachabteilungen, welche einen Mindeststandard im PJ gewährleisten. Das PJ-Ranking vermittelt einen transparenten Überblick, welche Fachabteilung die besseren Rahmenbedingungen im PJ bieten. Das Faires PJ-Zertifikat sowie das PJ-Ranking werden von der Bundesvertretung der Medizinstudierenden in Deutschland e.V. (bvmd) und ethimedis veröffentlicht.

Gemeinsam gegen ein Faires PJ

Doch nicht alle Lehrkrankenhäsuer sind glücklich über die neue Transparenz. So äußerte sich ein PJ-Beauftragter eines Lehrkrankenhauses wie folgt: „Ich finde es nicht gut, wenn sich die Lehrkrankenhäuser in den Wettbewerb um PJ-Studierende begeben. In unserre Stadt stimmen wir die Rahmenbedingungen ab und kein Lehrkrankenhaus versucht bessere Bedingungen zu bieten als das andere.“

Damit bestätigt der PJ-Verantwortliche der Klinik was viele Medizinstudierende befürchten: Kliniken nutzen ihre regionale Position aus, um durch gegenseitige Absprachen weiterhin keine Verbesserung der Rahmenbedingungen im PJ vornehmen zu müssen.

Insbesondere in Städten mit besonderer Anziehungskraft, wie z.B. München oder Hamburg, fällt auf, dass die Kliniken keine PJ-Vergütung bezahlen. Da in diesen Städten die Mieten gleichzeitig sehr hoch sind, sind entsprechende Absprachen aus Sicht der Medizinstudierenden besonders unfair.

Neben der PJ-Vergütung wünschen sich die Medizinstudierenden außerdem mehr Transparenz für die Wahl der PJ-Stelle. Doch auch in diesem Punkt verweigern sich viele Lehrkrankenhäuser. Konkrete Informationen zu den geltenden Rahmenbedingungen werden teilweise nicht veröffentlicht. Die Lehrkrankenhäuser hoffen darauf, aufgrund der Intransparenz auch weiterhin bei schlechten Rahmenbedingungen genügend Medizinstudierende gewinnen zu können.

Lichtblick für ein Faires PJ

Natürlich geht es auch anders! Viele Lehrkrankenhäuser punkten mit einer angemessenen PJ-Vergütung, guten Rahmenbedingungen für ein erfolgreiches PJ und Transparenz. Sie stellen Informationsmaterial zur Verfügung, gewährleisten regelmäßigen PJ-Unterricht, verfügen über ein PJ-Curriculum uvm. Inzwischen wurden auch bereits zahlreiche Fachabteilungen mit einem Faires PJ-Zertifikat ausgezeichnet.

Mit gutem Beispiel geht u.a. der Klinikverbund Südwest voran. Zahlreiche Fachabteilungen wie die Klinik für Anästhesie der Kliniken Nagold wurden bereits mit einem Faires PJ-Zertifikat ausgezeichnet.

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