Das Ethimedis-Zertifikat für eine Faire Weiterbildung

Seit Oktober 2022 setzt das „Faire-Weiterbildung-Zertifikat“ von Ethimedis einen neuen Standard für faire Rahmenbedingungen in der ärztlichen Weiterbildung.

Hintergründe

Unzufriedenheit der Ärzte mit der Weiterbildung

Einschlägige Befragungen des Hartmann Bundes, des Marburger Bundes und von Ethimedis fördern besorgniserregende Resultate: Ein großer Teil der Ärztinnen und Ärzte ist mit der Weiterbildung nicht zufrieden.

Laut der Hartmannbund-Umfrage sind 40% der Ärztinnen und Ärzte unzufrieden mit ihrer Weiterbildung. In der Umfrage des Marburger Bundes sind 62% der Befragten weniger zufrieden bzw. nicht zufrieden. Auch gemäß der Zwischenergebnisse des Klink-Check-ups von Ethimedis sind lediglich 32% der Ärztinnen und Ärzte wirklich zufrieden mit der Weiterbildung wohingegen sich 30% eher unzufrieden positionieren.

 

Schlechte Rahmenbedingungen in der Weiterbildung

Die Weiterbildungsordnung definiert die erforderlichen Weiterbildungsinhalte. Allerdings verdeutlichen die Rückmeldungen der Ärztinnen und Ärzte, dass ohne geeignete Rahmenbedingungen in den jeweiligen Weiterbildungsstätten keine gute Weiterbildung erfolgen kann.

Vorläufige Auswertungen des Klinik-Check-ups zeigen beispielsweise, dass lediglich in 50% der Kliniken ein Weiterbildungscurriculum vorliegt und nur 43% der Kliniken einen Weiterbildungsmentor implementiert haben. Hinzu kommt, dass 70% der Kliniken grundsätzliche Rotationspläne ausgearbeitet haben. Aber lediglich in 44% der Kliniken erfolgt tatsächlich auch eine planmäßige Rotation in alle für die Weiterbildung relevanten Teilbereiche.

Dieser Sachverhalt lässt sich u.a. dadurch erklären, dass die Rotationspläne im klinischen Alltag nicht mehr eingehalten werden können. Beispielsweise aufgrund von Personalmangel und hoher Arbeitsbelastung. Die Daten aus dem Klinik-Check-up zeigen aber auch, dass die Weiterbildung in vielen Weiterbildungsstätten organisatorisch grundsätzlich nicht in die Planung des Klinikbetriebes eingebunden. Dadurch wird Vermittlung der Weiterbildungsinhalte zunehmend dem Zufall überlassen.

 

Auswirkungen einer mangelhaften Weiterbildung

Diese Umstände gefährden nicht nur die Karriereplanung der Ärztinnen und Ärzte sondern auch die Qualität der Medizinischen Versorgung der Zukunft. So erfasst der Klinik-Check-up auch Erfahrungsberichte der Ärztinnen und Ärzte mit katastrophalen Botschaften:

„Die Weiterbildungsinhalte werden einfach am Ende unterschrieben, ohne dass diese durchgeführt und beherrscht werden.“

Doch welche Möglichkeiten gibt es, um dieser Entwicklung entgegenzuwirken? Die Ärztekammern können mit der Weiterbildungsordnung lediglich die inhaltlichen Anforderungen der Weiterbildung definieren. Die Organisation und die planmäßige Umsetzung der Weiterbildung liegt jedoch im Verantwortungsbereich der Weiterbildungsstätten.

Vor diesem Hintergrund ist die Wahl der richtigen Weiterbildungsstätte entscheidend für die Qualität der Weiterbildung. Im Kontext der sehr intransparenten Kliniklandschaft mit sehr heterogenen Weiterbildungskonzepten und großen Unterschieden hinsichtlich der geltenden Rahmenbedingungen gestaltet sich die Wahl der richtigen Weiterbildungsstätte kompliziert.

 

Faire-Weiterbildung

Nur ein einheitlicher Standard und Transparenz hinsichtlich der geltenden Rahmenbedingungen in den einzelnen Weiterbildungsstätten können eine nachhaltige Verbesserung erzielen. Bei den Bedingungen für Studierende im Praktischen Jahr konnten Ethimedis in Zusammenarbeit mit der Bundesvertretung der Medizinstudierenden in Deutschland e.V. (BVMD) durch die Einführung des „Faires-PJ-Zertifikats“ und des PJ-Rankings in den vergangenen 2 Jahren maßgebliche Verbesserungen erzielt werden. Die in diesem Zusammenhang gesammelten Erfahrungen werden nun auch auf die Weiterbildung übertragen.

Das „Faire-Weiterbildung-Zertifikat“ kennzeichnet zukünftig Weiterbildungsstätten, welche den Weiterzubildenden die Einhaltung eines einheitlichen und objektiven Qualitätsstandard hinsichtlich der geltenden Rahmenbedingungen garantieren.

Jede Weiterbildungsstätte kann sich auf die Zertifizierung mit dem „Faire-Weiterbildung-Zertifikat“ bewerben. Die Überprüfung der Weiterbildungsstätte erfolgt durch Ethimedis auf Basis objektiver und einheitlicher Zertifizierungskriterien.

 

Die Zertifizierungskriterien betreffen beispielsweise das Weiterbildungscurriculum, den Weiterbildungsmentor, planmäßige Rotationen, das Fortbildungskonzept oder auch die Fehlerkultur, die Qualifizierung der Weiterbildenden und die Erfassung der Überstunden. Der vollständige Kriterienkatalog kann unter www.ethimedis.de/faire-weiterbildung eingesehen werden.

Die Zertifizierungskriterien sind zunächst als Mindeststandard für faire Rahmenbedingungen in der Weiterbildung zu verstehen. Diese Konzeption fördert die Motivation möglichst vieler Weiterbildungsstätten diesen Mindeststandard zu erreichen, um dadurch eine flächendeckende Verbesserung zu schaffen. In Ergänzung zu den Zertifizierungskriterien werden auch zusätzliche, nicht-zertifizierungsrelevante Parameter zur objektiven Beurteilung der geltenden Rahmenbedingungen erfasst. Ein Algorithmus sichert die einheitliche Bewertung sowie die Vergleichbarkeit der vorliegenden Rahmenbedingungen auf Ebene der einzelnen Fachabteilungen.

Die Zertifizierungskriterien werden jährlich überprüft und an veränderte Bedingungen angepasst. Zukünftig sollen auch die Fachgesellschaften sukzessive in die Weiterentwicklung der Zertifizierung eingebunden werden.

Die geltenden Rahmenbedingungen sowie der Weiterbildungs-Score aus der Bewertung durch den Algorithmus können tagesaktuell in den Detailprofilen der einzelnen Weiterbildungsstätten eingesehen und miteinander verglichen werden. Auf Grundlage des Weiterbildungs-Scores werden außerdem spezifische Rankings erstellt, welche den Wettbewerb und damit die Motivation zur stetigen Verbesserung der Rahmenbedingungen fördern.

 

Überwachung

Die Einhaltung der Zertifizierungskriterien wird von Ethimedis überwacht. Darüber hinaus verpflichten sich die Weiterbildungsstätten zu einer regelmäßigen Evaluation durch ihre Weiterzubildenden. Mittels des Klink-Check-ups erhalten Weiterzubildende die Möglichkeit, Verstöße anonym zu melden.

Neben den Rückmeldungen zu den zertifizierten Weiterbildungsstätten dient der Klinik-Check-up auch als Feedbackinstrument zu den geltenden Rahmenbedingungen in allen anderen Fachabteilungen. Die gewonnenen Informationen ermöglichen die Definition einer Benchmark, an welcher sich alle Fachabteilungen messen lassen.

Die neu gewonnene Transparenz in Verbindung mit einem einheitlichen Qualitätsstandard ermöglicht den Ärztinnen und Ärzten eine selbstbestimmte Gestaltung ihrer Weiterbildung. So fällt die Entscheidung für eine Weiterbildungsstätte zukünftig auf Grundlage bestmöglicher Rahmenbedingungen und nicht ausschließlich aufgrund eines renommierten Namens oder der Lokalisation. Gleichzeitig erhalten hervorragende Weiterbildungsstätten ein wertvolles Instrument zur Stärkung ihrer Arbeitgebermarke und einen klaren Vorteil im Wettbewerb um die besten Weiterzubildenden.

Seit der Einführung des „Faire-Weiterbildung-Zertifikats“ wurden bereits die ersten Weiterbildungsstätten zertifiziert. Außerdem laufen die Abstimmungen zur Integration der ersten Fachgesellschaften. Ab sofort können sich alle Weiterbildungsstätten auf das „Faire-Weiterbildung-Zertifikat“ bewerben.

Deutschlandweiter
Checkup ☑
Storys