Corona-Krise: Klinik schreibt Brandbrief an Jens Spahn

„Wir sind da, wenn die Menschen uns brauchen. Seien Sie jetzt auch für uns da!“

Wie alle anderen Krankenhäuser hat auch das Theresien-Krankenhaus in Nürnberg seine Kapazitäten weitgehend auf die Versorgung von Corona-Patienten umgestellt – im Vertrauen darauf, dass die Kosten von der Politik gedeckt werden. Dass das offenbar kaum der Fall ist, zeigt nun ein Brandbrief der Geschäftsführerin des Krankenhauses, Regina Steenbeek-Schacht, an Bundesgesundheitsminister Jens Spahn:

„Natürlich war mir bewusst, dass dies zu finanziellen Engpässen führen würde, sowohl in Bezug auf unsere Liquidität, als auch auf das geplante Jahresergebnis. Aus meiner Sicht durfte das jedoch in Anbetracht der Bilder, die wir aus anderen Ländern sahen, keine Rolle spielen. Zudem habe ich zu diesem Zeitpunkt Ihrem Wort vertraut, dass den Kliniken daraus kein Schaden entstehen würde.“, so heißt es im Brief an den Bundesgesundheitsminister. 

Die bisher in Aussicht gestellten Summen decken nicht einmal ansatzweise die Mehrkosten„, die durch Corona-Patienten entstehen, schreibt das Krankenhaus in einer Erklärung des offenen Briefs an Spahn. „Wir haben alles getan, um unseren Versorgungsauftrag zu erfüllen“, schreibt die Einrichtung weiter, „und stehen nun aufgrund der Unterfinanzierung vor unlösbaren organisatorischen und finanziellen Problemen.“ Wie diese finanziellen Probleme zu Stande kommen, führt Steenbeek-Schacht in ihrem Brief aus: „50 Euro pro Fall für den zusätzlichen Aufwand sind ein schlechter Scherz“, erklärt sie, schließlich bekäme man dafür gerade einmal acht FFP2-Masken. Auch die Fallpauschale für Corona-Patienten sei mit 2000 Euro zu gering, da die Patienten meist länger als 14 Tage im Krankenhaus lägen.

Die Enttäuschung ist groß und viele Klinken stehen nun vor existentiellen Herausforderungen. Regina Steenbeeck-Schacht beschreibt das Ganze als „einen Schlag ins Gesicht“. Spahn signalisiere den Kliniken gegenüber großes Misstrauen. Und das gerade jetzt, in Zeiten, in denen wir alle mehr denn je auf die Kliniken angewiesen sind. 

Es stehe darüber hinaus der Verdacht im Raum, „dass die Coronakrise dazu genutzt wird, kleinere freigemeinnützige Krankenhäuser wie unseres aus der Krankenhauslandschaft zu entfernen.“ Abschließend appelliert Steenbeek-Schacht an Spahn: „Wir sind da, wenn die Menschen uns brauchen. Seien Sie jetzt auch für uns da und für die Menschen, die uns anvertraut sind.“

Den kompletten, lesenswerten offenen Brief gibt’s HIER als PDF!

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