Petition für ein faires PJ

Hintergrund und Maßnahmen

Demonstranten fordern ein faires PJ

Das Praktische Jahr oder auch PJ bildet das letzte Jahr des Medizinstudiums. Medizinstudierende aus ganz Deutschland fordern für diesen praktischen Teil des Studiums bessere Rahmenbedingungen und damit ein faires PJ. Am 16. Januar 2019 fand ein deutschlandweiter Aktionstag für ein faires PJ an 36 Fakultäten statt. Im

Rahmen von Demonstrationen, Diskussionsrunden oder Informationsveranstaltungen wurde auf die aktuellen Missstände aufmerksam gemacht und die Forderungen für bessere Rahmenbedingungen verkündet.

 

Maßnahmen für den Erfolg der Petition

Unterschriftensammlung (Abgeschlossen)

Bis zum 05. März 2019 wurden hier Unterschriften für die Petition gesammelt.

Die Unterschriftensammlung ist inzwischen abgeschlossen. Mehr als 100.000 Menschen haben die Petition mit ihrer Unterschrift unterstützt. Besonders hoch war die Beteiligung an der Petition in Bayern, Baden-Württemberg und Nordrhein-Westfalen.

Im Anschluss gilt es nun den Unterschriften der Unterstützer mit geeigneten Anschlussmaßnahmen an die Petition für ein faires PJ auch Gewicht zu verleihen.

Da sich der Erfolg der Aktion sicherlich erst schrittweise in den kommenden Monaten zeigen wird, müssen Verbesserungen messbar gemacht werden

 

Aktuelle Situation analysieren und Veränderungen messen

Um den Erfolg zu messen, gilt es daher zunächst die aktuellen Rahmenbedingungen in den unterschiedlichen Kliniken und Fachabteilungen, in welchen das PJ abgeleistet werden kann, zu erheben. Nur auf dieser Grundlage können zukünftige Veränderungen erkannt und zugeordnet werden.

Im Rahmen des deutschlandweiten Checkups erheben wir den Status quo sowie die Veränderungen im Zeitverlauf. Um den Erfolg der Petition zu fördern, können Medizinstudierende, Ärztinnen und Ärzte Informationen zu den aktuellen Rahmenbedingungen in ihren Kliniken und Fachabteilungen hinterlegen. Hier geht es zum deutschlandweiten Checkup.

Die Ergebnisse des deutschlandweiten Checkups der Fachabteilungen werden schrittweise in diesem Netzwerk veröffentlicht. Medizinstudierende, Ärztinnen und Ärzte können einfach nach entsprechenden Fachabteilungen suchen und die tatsächlichen Rahmenbedingungen einsehen oder ein Ranking der Fachabteilungen mit den besten Bedingungen für ein faires PJ erstellen.

 

 

Die Liste der Forderungen

Die Bundesvertretung der Medizinstudierenden in Deutschland e.V. (bvmd), Fachschaften für Medizin und die Medizinstudierenden vertreten im Rahmen der Petition für ein faires PJ folgende Forderungen:

  1. Eine Aufwandsentschädigung in Höhe des BAfög-Höchstsatzes (735 Euro in 2019) und für alle Medizinstudierenden im PJ über 25 zusätzlich eine Erstattung des Krankenversicherungsbeitrages (86,12 Euro zzgl. möglicher Zusatzbeiträge in 2019).

  2. Krankheitstage sollen den Medizinstudierenden im PJ in gesplitteten Tertialen gewährt werden.

  3. Pro Woche werden mindesten 8 Stunden für das Selbststudium und 4 Stunden Lehrveranstaltungen gefordert

  4. Die Medizinstudierenden sollen im PJ einen persönlichen Zugang zum Patientenverwaltungssystem erhalten.

  5. Für ihre Kleidung und ihre persönlichen Gegenstände fordern die Medizinstudierenden eine eigene Aufbewahrungsmöglichkeit. Außerdem fordern sie eigene Arbeitskleidung.

 

Hintergrund der Forderungen

Struktur des PJ

Im letzten Jahr des Studiums leisten Medizinstudierende in Deutschland ihr Praktisches Jahr (PJ) als eine Art "Pflichtpraktikum" ab. Das PJ ist in Tertiale gegliedert:

  1. Pflichttertial Innere Medizin

  2. Pflichttertial Chirurgie

  3. Wahltertial in einem beliebigen Fachgebiet der Humanmedizin

Das PJ bildet für Medizinstudierende die Schnittstelle zwischen den theoretischen Inhalten aus dem Medizinstudium und der praktischen ärztlichen Tätigkeit in der Klinik. Die angehenden Ärztinnen und Ärzte sollen im PJ die Möglichkeit erhalten, theoretische Kenntnisse in der Praxis anzuwenden und zu vertiefen. Auch der Umgang mit Patienten sowie der klinische Alltag sollen während dem PJ nähergebracht werden.

Selbstverständlich liegt dieser Teil des Medizinstudiums in der Verantwortung der ausbildenden Ärztinnen, Ärzte und Kliniken in den jeweiligen Lehrkrankenhäusern.

 

Missstände im PJ

Medizinstudierende in Deutschland kommunizieren bereits seit einigen Jahren zahlreiche strukturelle und inhaltliche Missstände im PJ.

Im Kern prangern PJ-Studenten an, dass zahlreiche Kliniken die PJler viel mehr als billige oder sogar kostenlose Hilfsarbeiter missbrauchen als sie als Ärztinnen und Ärzte der Zukunft auszubilden.

Zwar zahlen einige Kliniken den Medizinstudierenden während dem PJ eine Vergütung zwischen 100 und 800 Euro pro Monat. Eine Vergütung über 500 Euro pro Monat stellt jedoch eher die Ausnahme dar.  Außerdem gibt es insgesamt keine einheitliche Regelung und zahlreiche Kliniken vergüten das PJ sogar gar nicht. Auch eine kostenfreie Verpflegung in der Klinik ist für PJler nicht zwingend vereinbart.

Da das PJ eine 40-Stunden-Woche vorsieht und die Medizinstudierenden sich parallel auf das anschließende Staatsexamen vorbereiten müssen, schätzen die Medizinstudierenden ihre finanzielle Lage eher schlecht ein.  

Neben der finanziellen Situation kritisieren die Medizinstudierenden allerdings auch strukturelle Faktoren. In vielen Lehrkrankenhäusern sind kostenlose Arbeitskleidung, arbeitsrelevante Zugänge zu PC-Systemen oder eigene Aufbewahrungsmöglichkeiten für persönliche Gegenstände nicht vorhanden.

Die Fehlende Arbeitskleidung, welche in der Klinik gereinigt werden sollt, stellt für die Medizinstudierenden ein hygienisches Problem dar, da sie die ggf. kontaminierte Arbeitskleidung in der privaten Waschmaschine reinigen müssen.

Fehlende Zugänge zu PC-Stystemen erschweren das Arbeiten, da beispielsweise relevante Laborwerte oder die Patientenhistorie nicht abgerufen werden können.

Außerdem kritisieren die Medizinstudierenden, dass Krankheitstage keine gesonderte Berücksichtigung finden. PJler haben insgesamt 30 Fehltage. D.h. Urlaubstage und Krankheitstage dürfen grundsätzlich die Grenze von 30 Tagen nicht überschreiten. Werden die 30 Tage doch überschritten, gilt es zu prüfen, ob die zusätzlichen Fehltage aus wichtigem Grund entstanden sind. Ohne wichtigen Grund, entscheidet das Landesprüfungsamt, ob das PJ wiederholt werden muss.

Ein faires PJ sieht nach Auffassung der Medizinstudierenden anders aus:

Liste der Kliniken für ein faires PJ

Im Netzwerk kann eine Liste der Kliniken, Krankenhäuser und Fachabteilungen abgerufen werden, welche die Kriterien für ein faires PJ bereits heute erfüllen. Die Informationen zu den einzelnen Kliniken werden über den deutschlandweiten Checkup kontinuierlich erhoben und bei Bedarf aktualisiert. Die Ergebnisse sind im Netzwerk für alle Lehrkrankenhäuser der medizinischen Fakultäten abrufbar. Hier gelangen Sie zu einer Übersicht aller akademischen Lehrkrankenhäuser in Deutschland von folgenden medizinischen Fakultäten:

  • Rheinisch-Westfälische Technische Hochschule Aachen
  • Charité – Universitätsmedizin Berlin
  • Ruhr-Universität Bochum
  • Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn
  • Medizinische Hochschule Brandenburg
  • Technische Universität Dresden
  • Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf
  • Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg
  • Universität Duisburg-Essen
  • Johann-Wolfgang-Goethe-Universität Frankfurt am Main
  • Albert-Ludwigs-Universität Freiburg
  • Justus-Liebig-Universität Gießen
  • Georg-August-Universität Göttingen
  • Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald
  • Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg
  • Universität Hamburg
  • Medizinische Hochschule Hannover
  • Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg
  • Friedrich-Schiller-Universität Jena
  • Christian-Albrechts-Universität Kiel
  • Universität zu Köln
  • Universität Leipzig
  • Universität zu Lübeck
  • Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg
  • Johannes-Gutenberg-Universität Mainz
  • Medizinische Fakultät Mannheim der Universität Heidelberg
  • Philipps-Universität Marburg
  • Ludwig-Maximilians-Universität München
  • Technische Universität München
  • Westfälische Wilhelms-Universität Münster
  • Universität Regensburg
  • Universität Rostock
  • Universität des Saarlandes Campus Homburg
  • Eberhard-Karls-Universität Tübingen
  • Universität Ulm
  • Julius-Maximilians-Universität Würzburg
  • Universität Witten/Herdecke